Canvi de perspectiva


Retrospectiva

Benvingut - Die ersten Tage in Barcelona

Meine Wohnung liegt im Altstadtviertel Barri Gòtic, wo in engen Gassen allerlei Restaurants, Tavernen, Cafés und Bars zu finden sind. Die «Züglete» und der Einzug in mein Studio verliefen ohne Probleme. Maria, meine Vermieterin, erklärte mir bei Ankunft das Wichtigste zur Wohnung. Am Schluss gab sie noch dazu, dass das Studio Teil ihrer Wohnung sei, welche ein Stockwerk tiefer liegt und deshalb gäbe es keinen separaten Stromkasten. Falls also Mitarbeiter vom Stromproduzenten zur Kontrolle vorbeikommen, solle ich diese runter schicken, damit sie denen erklären kann, dass nur mit offizieller Anmeldung ein Hausbesuch stattfinden darf. Der Stromproduzent habe seinen Hauptsitz in Madrid, dies erkläre sowieso alles. Sie schaute mich an und fragte, ob ich denn wisse, dass Katalonien nicht zu Spanien gehören will. Ich nickte, lächelte und übergab ihr als Mitbringsel eine Schachtel Victorinox Schoggi-Sackmesser.

 

Den Rest des Wochenendes habe ich genutzt, um mir einen Eindruck über mein Quartier zu verschaffen und die Küche mit den lebenswichtigen Dingen (Kaffee und Trinkwasser) auszustatten. Auf meiner Erkundungstour sind mir sofort die vielen Symbole (Gelbe Schleife), Plakate und Flaggen ins Auge gestochen, mit welchen die Katalanen für ihre Unabhängigkeit und die Freilassung der politischen Gefangenen (u.a. Carles Puigdemont) werben. Hier gibt's eine gute Zusammenfassung zur Beziehungstragödie von Katalonien und Spanien.

 

Am ersten Wochentag folgte ein Einstufungstest für das «Spanish Landing Program» an meiner Universität. Da der reguläre Unibetrieb erst am 17. September beginnt, entschied ich mich für einen Intensivkurs um mein verstaubtes Spanisch wieder auf Vordermann zu bringen. Glücklicherweise bestätigte der Test, dass ich mich für den richtigen Kurs angemeldet habe. So verbringe ich nun täglich vier Stunden mit 20 anderen Studenten und Sprachinteressierten aus den USA, Deutschland, Italien, Norwegen usw.

 

Encanta - Besuch bei Puigdemonts

Kurz vor dem ersten Wochenende kontaktierte ich Carles, einen lokalen Gleitschirmpiloten. Denn neben meinen 23 Kilogramm an Kleidern und sonstigem Zeug, habe ich auch meinen Gleitschirm mitgebracht. Katalonien bietet nicht nur in den Pyrenäen, sondern auch näher bei Barcelona grossartige Fluggebiete, die ich in den kommenden Monaten erkunden werde. Am Samstag nahmen Carles und ich die 100-minütige Fahrt nach Amer in Angriff. Starke und ständig wechselnde Winde erlaubten lediglich einen Flug, welcher mässig Freude bereitete. Beim Mittagessen fiel meinem Guide ein, dass Carles Puigdemont aus einer Konditorenfamilie aus Amer stammt. Wir statteten der Konditorei einen kurzen Besuch ab und per Zufall lief uns auch noch die Schwester von Puigdemont über den Weg. Ein grossartiger Ausflug, dank welchem ich eine Kostprobe vom Katalonien ausserhalb Barcelonas bekam.

 

La Diada - Nationalfeiertag Kataloniens

Am 11. September 1714 wurde Barcelona nach 14 Monaten Belagerung durch ein spanisch-französisches Heer erobert. Mit diesem Akt war der spanische Erbfolgekrieg besiegelt, die Bourbonenherrschaft wurde durchgesetzt. Katalonien verlor im neuen Einheitsstaat seine Sonderrechte, das Kastilische (was wir Spanisch nennen) wurde Amtssprache. Jener Tag der Niederlage ist heute Kataloniens Nationalfeiertag, auch La Diada genannt (Diada Nacional de Catalunya).

 

Unsere Lehrerin aus dem Spanischkurs empfahl uns, am 11. September einfach raus auf die Strasse zu gehen und die verschiedenen Aktivitäten zu beobachten. Gute Idee. Auf meiner 7-stündigen Tour durch die Stadt legte ich 23 Kilometer zurück, Impressionen gibt's weiter unten in der Galerie. Teil der Diada ist jeweils eine Art Flashmob, bei welchem mindestens halb Katalonien mitmacht. 2013 wurde eine 400 Kilometer lange Menschenkette gebildet, dieses Jahr gab es eine La-Ola-Welle durch die 11km lange Avenida Diagonal. Die Initianten riefen dazu in sozialen Medien auf. Pünktlich um 17:14 Uhr ging die Welle vom oberen zum unteren Ende der Avenida Diagonal. Ein unbeschreibliches Gefühl Teil der Menschenmenge zu sein!

La Diada 2013

La Diada 2018

Aufruf zum Flashmob

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Canvi de perspectiva - Perspektivenwechsel

Die ersten zwei Wochen waren eine gute Mischung: Erkundungstouren, gutes Essen, Ausgang, Paragliding und Aktivitäten mit Freunden aus Katalonien. Am besten gefällt mir der Perspektivenwechsel. In Barna war ich jeweils als Tourist für einige Tage zu Besuch. Nun lebe ich hier für einige Monate und passe mich entsprechend den lokalen Gewohnheiten an. Alles findet zwei Stunden später statt als in der Schweiz. Mittagessen ab 14:00 Uhr und Abendessen nicht vor 21:00 Uhr. Weiter gefällt mir die Spontanität, mit welcher wir aktuell durch die Tage gehen. Diese wird natürlich durch die viele Freizeit gefördert, da die Uni noch nicht begonnen hat. Pläne wo's im Ausgang hingeht werden keine gemacht, Aktivitäten für den nächsten Tag planen wir frühestens am Abend vorher. In meiner Küche habe ich bisher gerade einmal gekocht, zu viele gute Tapas-Bars, Restaurants und Tavernen gibt es zu entdecken.

 

Das war's mit rodamón mag #1.

 

Bis zum nächsten Mal und liebe Grüsse, 

 

Chris


Galería


Palabras y anécdotas

Die Rubrik «Palabras y anécdotas» oder in Deutsch «Wörter und Anekdoten» liefert dir ein paar Begriffe, um dein Spanisch zu erweitern, verknüpft mit Anekdoten aus meinem Alltag in Katalonien.

la bicicleta = Fahrrad

 

Die verschiedenen Quartiere von Barcelona erreicht man gut zu Fuss oder per Metro. Mehr Spass macht es aber mit dem Fahrrad. Um das städtische Fahrrad-Verleihsystem «bicing» zu nutzen, müssen Ausländer allerdings durch ein bürokratisches Registrationsverfahren. Magnus, ein Freund aus Norwegen, wollte sich diesen mühsamen Prozess ersparen und erwarb sein «bicicleta» innerhalb eines Tages via Kleinanzeige für 40 Euro. Die ganze Aktion wäre ein voller Erfolg gewesen, wenn nicht das Fahrrad noch in derselben Nacht gestohlen worden wäre. Zurück auf Feld eins.

la tormenta = Gewitter, Donnerwetter

 

Erste Woche, Donnerstag, 03:00 Uhr. Ein lauter Knall reisst mich aus meinem Tiefschlaf. Ich brauche ein paar Minuten um zu realisieren, dass ein Donnerwetter der besonderen Klasse über Barcelona zieht. Ein Video von den Dächern der Altstadt mit Blitzen im Hintergrund, das wär's jetzt. Also hole ich meine Kamera aus der Tasche und öffne das Fenster. Grosser Fehler. Eine Regenwand kommt mir entgegen und ich bin klatschnass. Im Bruchteil einer Sekunde verflog meine journalistische Motivation und ich nahm mir vor, am nächsten Tag lokale Medien für Videomaterial zu durchforsten. Weshalb ich unbedingt das Fenster öffnen musste? Keine Ahnung, meine Gedanken waren angesichts der Uhrzeit nicht sehr klar. Etwas war jedoch glasklar: Zurück ins Bett.

la escalera = Treppe, Treppenhaus

 

Typisch für mein Quartier sind die engen Gassen. Auch sehr eng und dazu nicht besonders hoch ist das Treppenhaus in meinem Block. In den vierten Stock gelangt man über total 90 Stufen wobei eine Person, die grösser als 1.6 Meter ist, jeweils zweimal den Kopf einziehen muss. Kein Wunder, dass IKEA in Katalonien die Nummer 1 im Möbelmarkt ist: Nur Möbel, welche in Paketen zerlegt sind, bringt man hier die Treppenhäuser hoch.


bilingüe = zweisprachig

Auf meinem ersten Gleitschirmausflug besuchten Carles und ich vor dem Flug ein kleines Café im Dorf. Dort treffen sich die Piloten jeweils, wenn das Wetter noch nicht optimal ist. Carles bat den Rest der Truppe Castellano (Spanisch) und nicht Catalán zu sprechen, damit auch ich mitkam. Nach zirka 20 Minuten verstand ich nur noch Bahnhof. Zuerst dachte ich, dass ich komplett den Faden verloren habe und die Jungs einfach zu schnell Spanisch sprechen. Einige Augenblicke später realisierte ich jedoch, dass die Truppe wieder auf Catalán gewechselt hat. Das ist absolut normal. Die Katalanen beginnen manchmal Sätze in Catalán und beenden sie in Castellano. Alle sind hier perfekt zweisprachig unterwegs. Damit auch ihr verwirrt seid, habe ich die verschiedenen Titel im Blog auch auf Castellano und Catalán gesetzt. :)



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Kommentare: 4
  • #4

    de Wettach (Dienstag, 18 September 2018 14:18)

    Geili Sach, Gfalltmer - Witer mache

  • #3

    Daniel Dietrich (Dienstag, 18 September 2018 14:16)

    lieber Chris, schön erreicht Dich die Werkheim Post auch in Barca. Tönt spannend, was Du erlebst. Gibt sicher nochmals einen ganz anderen Einblick als wir hier zuhause nur aus der Presse haben. Ich wünsche Dir viele tolle und schöne Erlebnisse und natürlich, gut spanisch (katalanisch) lernen. Herzlich. Dani

  • #2

    Roli+Eli Hess (Sonntag, 16 September 2018 19:34)

    Ciao Chris, wie immer perfekt u eindrücklich. Du bisch ebä scho än geile Siech. Mir freued eus scho jetzt uf d'Fortsetzig. Wem häsch übrigens d'Organisation vom Bauschänzli überlaa? Au dä Andre häds nöd gwüsst. Liebe Gruess, Eli u Roli

  • #1

    Ursi (Sonntag, 16 September 2018 16:42)

    Hallo Christoph, mir danked dir vielmal für de interessanti Iblick i dini erschte zwei Wuche in Barcelona. Bim Läse hät mers Gfühl, selber bi dim Erläbte debi zsi! Au dini Links zum Nationalfirtag und vom Wätter sind idrücklich. Mir freued eus jetzt scho uf din nächschte "rodamón mag #2" Morn en gute Start i is Studenteläbe, Ursi und Felix