Gorilla Martini


Wieso geht man nach Uganda? „Wegen den Gorillas!“, würden Tierliebhaber ohne Zögern sagen. In der Tat ist die Perle von Afrika, wie Uganda mal von Winston Churchill gelobt wurde, bekannt dafür ein Zuhause unserer grossen Verwandten zu sein. Natürlich gibt Uganda noch viel mehr her, es ist ein facettenreiches Land mit einem unglaublich freundlichen Volk. Im heutigen Artikel geht es aber komplett ums Gorilla Trekking. Im nächsten rodamón mag werde ich dann über die die restlichen Tage im Herzen von Afrika berichten.

 

DR Kongo, Ruanda oder Uganda?

Berggorillas findet man nur noch in drei Ländern: Demokratische Republik Kongo (DR Kongo), Ruanda und Uganda. Obwohl der Gorilla-Parkeintritt in der DR Kongo mit 450 USD am günstigsten ist, befindet sich das Land gerade in schwierigem politischem Terrain und deshalb ist ein Besuch nicht empfehlenswert. Ruanda liegt auf der Preisskala am anderen Ende; der „Tageseintritt“ kostet 1500 USD. Uganda liegt preislich in der Mitte, man bekommt den gorilla permit für 750 USD und bietet dazu ein wenig mehr Vielfalt als Ruanda für eine längere Reise wie unsere. Keine Überraschung: Uganda ist schliesslich auch 9-mal so gross wie Ruanda. Nun, deshalb sind wir schlussendlich nach Uganda gereist und dort in einem kleinen Dorf namens Rubuguri aufgeschlagen, welches unweit des Bwindi Impementrable National Park liegt.

 

Gorilla Trekking für Anfänger

Die Gorillas zu sehen ist nicht nur eine Frage des Geldes, sondern auch eine der physischen Fitness. Besucher werden in Achtergruppen eingeteilt, erhalten je einen Guide und tauchen dann in den Regenwald fürs Trekking. Früh morgens startet vorab eine Gruppe von drei Fährtensuchern, je ein Aufspür-Team für die zehn Gorilla-Familien, welche dort beginnen, wo die Tiere am Vortag das letzte Mal gesehen wurden. Dank diesem System besteht eine fast 100% Wahrscheinlichkeit, dass man die Berggorillas zu sehen bekommt. Manche Gruppen treffen bereits nach einer Stunde auf die Tiere, während andere den ganzen Tag im Regenwald verbringen. Der Bwindi Impenetrable Rain Forest (übersetzt undurchdringbare Regenwald), verdient seinen Namen. Die Landschaft auf zirka 2000 Meter über Meer ist atemberaubend, aber das steile Gelände und die regelmässigen Regenschauer machen die Wanderung zu einer Herausforderung der besonderen Art (Stichworte: Dreckig, rutschig und anstrengend). Diese Umstände eröffnen vor Ort einen Markt für allerlei Dienstleistungen. Während Wanderstöcke aus Holz kostenlos verteilt werden, kann man sich einen Träger für 20 USD buchen. Falls man verletzt oder faul ist, kann man einen afrikanischen Helikopter mieten (Kostenpunkt 300 USD), dabei wird man auf einer Tragbahre von 12 Trägern durch den Regenwald getragen.

 

Ein paar Regeln :)
Ein paar Regeln :)

Wackelnde Bäume

Nach einer kurzen Einführung im Zentrum des Nationalparks, wurden die 80 Besucher in zehn Gruppen eingeteilt. Wir hatten Glück, dass uns der Chef-Guide „Expeditor“ zugeteilt wurde, er teilte all sein Wissen über den Wald und die Gorillas mit uns und war hochmotiviert. Er informierte uns, dass wir die Kyaguriro-Familie besuchen würden - eine tolles Los, da die Familie aus 15 Tieren besteht, davon vier Silberrücken und zwei Baby-Gorillas. Weiter begleiteten uns zwei Park Rangers, welche ausgestattet mit AK47 dafür sorgten, dass wir nicht von aggressiven Bergelefant überrannt werden.

 


Nach 90 Minuten wandern sahen wir plötzlich, dass 40 Meter entfernt ein Baum ungewöhnlich stark wackelte. Falscher Alarm. Dank Betrachtung durch das Teleobjektiv erkannten wir, dass es sich nur um einen „Muzungu“ handelte. Muzungu ist das Bantu Wort für weisse Leute europäischen Ursprungs. Was für ein Zufall, eine andere Gruppe hat fast unsere Fährte gekreuzt. 

 

Expeditor hielt uns auf dem Laufenden, da er mit den Fährtensuchern in ständigem Kontakt war. Dank dieser Truppe konnten wir den Umweg über einen steilen Hügel vermeiden und erreichten die Berggorillas nach ungefähr zweieinhalb Stunden. 100 Meter davor mussten wir unsere Wanderstöcke deponieren, tranken einen grossen Schluck Wasser und zogen die Hygienemasken an. Dazu besprachen wir nochmals wie wir uns zu verhalten haben. Wir repetierten die wichtigsten Laute, also welche Geräusche wir machen sollen sobald die Gorillas uns sehen und falls sie in unsere Nähe kommen würden. Und ganz wichtig: Die Regel nicht wegzulaufen, falls die Gorillas schnell auf uns zuspringen würden.

 

An ihrem aktuellen Platz angekommen, erkannten wir gleich einen sichtlich entspannten Silberrücken mit einem Weibchen und deren Gorilla-Baby. Da es regnete, schützte er seinen Bauch mit den Armen vor dem Regen. Jede Gruppe darf eine Stunde mit den Gorillas verbringen, unsere waren in der ersten Hälfte aufgrund des Regens nicht besonders aktiv. Dies änderte sich jedoch als die Tropfen weniger wurden. Ein Fährtensucher war bemüht einige Sträucher und Büsche zu stutzen, damit wir eine bessere Sicht auf die Tiere hatten. Dabei muss man jedoch mit Bedacht vorgehen: Zerstört man das Essen der Gorillas, dann können die sonst so friedlichen Tiere gerne laut und gefährlich werden. Genau das geschah während unseres Besuches. In diesem Moment realisierst du schnell, dass du gegen die Geschwindigkeit und die Kraft eines 200kg schweren Silberrücken keine Chance hättest. Als das Familienoberhaupt laut wurde und in unsere Richtung vorpreschte, sprang mein Puls auf 190 und nur dank den richtigen Lauten des Guides beruhigte sich der Silberrücken wieder und mein Herzinfarkt blieb ein Gedanke.

 


Es war im wahrsten Sinne des Wortes eine atemberaubende Erfahrung und die spektakulärste meines Lebens. Absolut empfehlenswert für alle, die Afrika, Tiere, Natur oder eine Kombination davon lieben.

 

Gorilla Martini

Zurück in unserem Basislager feierten wir die frisch gemachten Erinnerungen. Ich mischte mich ein wenig unter die Einheimischen. Nach einem Bier nahm ich die Getränke hinter der Bar genauer unter die Lupe und frag Gordon, der Eigentümer unserer Unterkunft, welche Drinks sie mixen könnten. Er gab zu, dass sie abgesehen von den klassischen Long Drinks nicht viel mit den Flaschen anstellten. Also analysierte ich kurz die Regale und bot Gordon an, einen Espresso Martini zu mischen. Die Kaffeezutat war eine wahre Herausforderung, aber wir brauten was zusammen, was einem Espresso nahekam (irgendeine starke Sorte ugandischen Kaffee). Das Endresultat tauften wir auf den Namen Gorilla Martini und genossen den Schlummertrunk über Fotos vom heutigen Trekking.

 

Gordon bereitet den Gorilla Martini zu.
Gordon bereitet den Gorilla Martini zu.

Mögt Ihr die Bilder? Habt Ihr Fragen zum Trekking? Wie immer freue ich mich über eure Kommentare und eure Rückmeldungen im Gästebuch!

 

Bis bald und Gruss

 

Chris


galerie



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Kommentare: 6
  • #6

    Siro (Mittwoch, 18 Oktober 2023 22:47)

    Richtig nice - d bilder und de text! Gnüsseds witerhin!

  • #5

    Roli+Eli Hess (Montag, 16 Oktober 2023 16:18)

    Chris, einmalig. Bilder wie auch dein Kommentar, vielen Dank

  • #4

    Edith (Montag, 16 Oktober 2023 09:37)

    Wunderbare Bilder! Es war auch für uns ein magisches Erlebnis. Leider gelang es mir nicht, stehen zu bleiben, als ein Silberrücken auf mich zuraste �- aber unser Ranger konnte ihn trotzdem beruhigen. Bin gespannt auf den zweiten Uganda- Bericht und wünsche euch weiterhin tolle Reiseerlebnisse.

  • #3

    Andrea (Sonntag, 15 Oktober 2023 22:31)

    Danke Chris für die ausführliche Berichterstattung. Als ob man selbst live mit dabei gewesen wäre ��

  • #2

    Carmelita (Sonntag, 15 Oktober 2023 22:24)

    Super Bitrag, und au für mich en absolut einmaligi Erfahrig, woni i mim Herze mitträge. �

  • #1

    Silvia keller (Sonntag, 15 Oktober 2023 22:24)

    Wow so schöne aufnahmen geniesst es liebs grüssli silvia �