Von Orcas, Trollen und Tunneln


Endlich. Mein erster Blogartikel seit Juli 2019. Die Erstellung dieses Artikels hat eine Weile gedauert, nicht nur weil wir intensiv Norwegen erkundet haben, sondern auch weil wir eine volle Agenda hatten als wir wieder in Zürich ankamen. Zu guter Letzt habe ich auch 30 Tage in einen Artikel gepackt, was doch ein wenig Arbeit war. Für diejenigen, die gerne lesen, einfach weiterlesen. Für diejenigen, die gerne Bilder anschauen, springt doch direkt zur Galerie.

 

Start unserer Auszeit in Norwegen

Nachdem Michelle und ich den Grossteil unserer Abschlussarbeiten in der Schweiz erledigt hatten, ging es am 12. Juli mit dem Flugzeug nach Norwegen. Es war zweifellos eine Erleichterung von den Rekordtemperaturen in der Schweiz zu entkommen und eine willkommene Überraschung mal wieder Regen im Gesicht zu spüren. Etwas was in Norwegen übrigens fast täglich Realität war. Nicht überraschend fragten mich einige von euch: „Wieso zur Hölle geht Ihr nach Norwegen? Ist es dort nicht wie in der Schweiz?“. Ja und nein.

 

Während die Landschaft auf den ersten Blick ähnlich aussieht, offenbart genaues Hinsehen, dass Norwegen ein Land mit eigener unvergleichbarer Schönheit ist. Der Grössenvergleich zeigt, die kleine Schweiz würde man flächenmässig nahezu 10-mal in Norwegen unterbringen. Norwegen ist ein langgezogenes Land mit einer unglaublichen Streckung (über die Breitengrade), welche als Resultat verschiedene Topographien und Klimazonen hervorbringt. Es sind also nicht nur Fjorde und wunderschöne Aussichten, die man in Norwegen antrifft, sondern auch eine komplett andere Kultur mit einer einzigartigen Geschichte. Wie Ihr in der Galerie sehen werdet,  war Norwegen eine würdige erste Etappe für unsere 1-jährige Auszeit.

Von Tunneln

Bisher war ich erst einmal in Norwegen, es war ein verlängertes Wochenende in Oslo im Herbst 2019, um einen Studienfreund zu besuchen. Damals habe ich nicht viel von Norwegens Realität erlebt. Nach nahezu einem Monat in diesem Land kann ich definitiv sagen, dass es neben der majestätischen Schönheit der Natur viele tolle Dinge gibt, die man erkunden kann. Das Land ist sehr gut organisiert, modern, fortschrittlich und sauber. Norwegen hat eine geniale Infrastruktur mit zahlreichen Flughäfen, Zugverbindungen und mehr als 1000 Strassentunnels und über 180 Fähren, welche Fjorde und Inseln verbinden. 

 

Nach den üblichen Recherchen, entschieden wir uns, unsere Reise in zwei Etappen zu gliedern: Nachdem wir in Oslo ankamen, reisten wir mit dem Zug nach Bergen, von wo aus wir ungefähr zwei Wochen den Westen und Südwesten des Landes erkundet haben.

 

Dort haben wir zwei „Rundreisen“ gemacht, da unsere Freundin Nici für eine Woche mit uns unterwegs war. In der ersten Rundreise haben wir Halt in Bergen, Stryn, Ålesund und Førde gemacht, während wir für die zweite Runde die Umgebung rund um Stavanger, Odda und Voss erkundet haben. Anschliessend sind wir mittels Inlandflug in den Norden gereist, wo wir die verbleibenden 10 Tage in und ausserhalb der Lofoten verbracht haben. So viel zur Route.


Obwohl wir einige Tage mit sehr langen Autofahrten hatten, war das Fahren grösstenteils eine freudige Angelegenheit. Wie bereits erwähnt, Norwegens Infrastruktur ist genial: Strassen sind hochwertig und wie in der Schweiz gibt es überall Tunnels. Einen speziellen Tunnel, wenn auch nicht für Autos, möchte ich hier erwähnen. In Bergen, Norwegens zweitgrösster Stadt, findet man einen sehr, sehr langen Fahrradtunnel. Der Fyllingsdalstunnelen ist 3km lang und verbindet zwei Stadtteile. Schaut euch das kurze Video an, um einen Eindruck zu gewinnen.

 

Ihr mögt euch nun fragen, wie Norwegen ihre moderne Infrastruktur finanziert. Dafür lohnt es sich in den Süden zu reisen, wo Norwegens Ölhauptstadt Stavanger zu finden ist. Öl? Absolut. Norwegen ist Westeuropas grösster Ölexporteur (und übrigens weltweit Nr. 8) and während es natürlich auch andere signifikante Wirtschaftszweige gibt, so beträgt der Anteil der Öl- und Gasindustrie doch zirka 20% der Wirtschaftsleistung. Wärmstens empfehlen können wir das Norwegian Petroleum Museum in Stavanger, wo man spannende Einblicke in die Geschichte rund um das schwarze Gold erhält.

 

Interessant ist auch was Norwegen mit den Überschüssen aus dem Ölreichtum macht. 1990 hat das Norwegische Parlament (Storting) ein Gesetz verabschiedet, dank welchem ein Staatsfond gegründet wurde. Die Idee hinter jenem Fond ist, die Einnahmen aus dem Ölgeschäft so zu verwalten, dass nicht nur die jetzigen, sondern auch die künftigen Generationen davon profitieren. Heute hat der Fonds in mehr als 9200 Unternehmen in über 70 Ländern investiert. Würde man das aktuelle Fondsvermögen gleichermassen auf die norwegische Bevölkerung verteilen, dann würde jeder Einwohner bzw. jede Einwohnerin ungefähr 260’000 USD erhalten. Unglaublich, nicht?


Von Trollen

Von den harten Fakten zu den eher mystischen Angelegenheiten. Habt Ihr jemals von Trollen gehört? Falls nicht, lohnt es sich ein wenig Zeit in Norwegen zu verbringen.

 

Die Norwegerinnen und Norweger wissen nicht genau wie die Mythen und Geschichten rund um Trolle entstanden sind, jedoch gibt es erste schriftliche Erwähnungen aus dem Mittelalter. Sobald Ihr die Fotos unten gesehen habt, versteht Ihr weshalb Menschen vor Jahrhunderten Troll-Geschichten geschrieben haben, um übernatürliche Phänomene zu beschreiben. Keine Überraschung: Mit tiefen Fjorde, hohen Bergen, weiten Wäldern und langen und kalten Wintern sind Trolle die perfekte Erklärung für laute und undefinierbare Geräusche bzw. Phänomene aus der Dunkelheit. Gewisse Felsformationen im Land erinnern auch stark an versteinerte Trolle, wie z.B. die Trolltunga (Trollzunge) oder die Trollveggen (Trollwand). Weiter findet man Trolle nicht nur auf Postkarten und Briefmarken, sondern auch in jedem Souvenirladen und mittlerweile sogar als Hauptdarsteller in einem Netflix-Film.

Troll-Briefmarke
Troll-Briefmarke
Trolltunga (Trollzunge), eine Felsenformation im Westen von Norwegen.
Trolltunga (Trollzunge), eine Felsenformation im Westen von Norwegen.

Von Orcas

Wenn wir gerade bei magischen Kreaturen sind, da gibt es ein Erlebnis, das ich unbedingt mit euch teilen möchte. Im Vergleich zu den Trollen ist es auch absolut real. Wie erwähnt, haben wir die letzten 10 Tage unserer Reise im Norden in den Lofoten verbracht, nahe dem nördlichen Polarkreis. Als wir in unserem Hotel in Sørvågen angekommen sind, hat Peter, unser Gastgeber, erklärt, dass wir mit etwas Glück Orcas sehen könnten. Er würde uns mitteilen, falls diese wunderbaren Geschöpfe in Küstennähe gesichtet werden. Peter ist Mitglied bei einer Facebook-Gruppe namens „Orcaholics“, wo die Mitglieder sich jeweils gegenseitig informieren, sobald die lokale Orca-Familie gesichtet wird. 45 Minuten später, während ich gerade unter der Dusche stand, hiess es „Orca-Alarm“. Ruckzuck haben wir uns zur Bucht aufgemacht und wurden mit nichts weniger als Erinnerungen für eine Lebenszeit belohnt. Glücklicherweise hatte Peter seine Drohne dabei, womit ihm faszinierende Nahaufnahmen gelangen. Ein grosses Dankeschön an Peter*, dass er uns die Aufnahmen zur Verfügung stellte. Lehnt euch zurück und geniesst das kurze Video.

 

Genug für heute. Vielen Dank, dass Ihr euch rodamón mag reinzieht. Ich freue mich über euren Eintrag im Gästebuch und lasst mich wissen, falls Ihr Ideen bzw. Schwerpunkt-Wünsche für künftige Artikel habt. 

 

Per Ende September verabschieben wir uns von der Schweiz. Dann geht’s via Istanbul nach Uganda, wo wir hoffentlich Berggorillas sehen werden.

 

Bleibt dran, bleibt gesund und bis bald

 

Chris

 

*Peter ist übrigens auch Nordlicht-Guide, falls Ihr mal im Winter nach Norwegen gehen möchtet. Hier geht's zu seinem Instagram-Profil.

 



Galerie



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Kommentare: 8
  • #8

    Felix Vontobel (Montag, 25 Dezember 2023 16:53)

    Lieber Christoph, herzlichen Dank für den eindrücklichen Reisbericht und die imposanten Aufnahmen.
    Geniesst eure Zeit in Südafrika!
    Wir können euren nächsten Erlebnisbericht kaum erwarten.
    Liebe Grüsse Paps&Mam

  • #7

    Edith (Mittwoch, 20 September 2023 10:54)

    Wunderbare Bilder zusammen mit einem tollen Bericht - für uns auch eine Erinnerung an unsere Reise nach Norwegen vor 2 Monaten. Ich wünsche euch weiterhin viel Vergnügen. Auch Uganda wird euch gefallen und Gorillas werdet ihr ganz sicher antreffen.

  • #6

    Team Blau (Gwünner) (Freitag, 15 September 2023 20:36)

    Ähhhh i bi de, i bi de.

    Mir hend eu zu dem gmacht, was er etz sind. Team Blau 4ever.

    Bitte denn sege, wie die Berggorilla-Steak sind. Merci.

  • #5

    Roli+Eli Hess (Donnerstag, 14 September 2023 10:49)

    Genial schön und der Kommentar, Punktlandung. Vielen Dank

  • #4

    Rüeggel (Mittwoch, 13 September 2023 21:35)

    Schöne Fotos und sehr faszinierendes Walvideo. Danke für den spannenden Bericht und weiterhin viel Spass

  • #3

    Mischa (Mittwoch, 13 September 2023 18:26)

    Hi Chris

    Danke für den Bericht! Ich freue mich auf mehr...

    Wer sich für die Ölindustrie Norwegens interessiert und wie Norwegen zum Öl gekommen ist, der/dem empfehle ich die achtteilige Serie "State of Happiness".
    https://www.arte.tv/de/videos/104749-001-A/state-of-happiness-staffel-1-1-8/

    Viel Spass,�

  • #2

    Burki (Mittwoch, 13 September 2023 18:04)

    Sehr, sehr cool :-)
    Danke für de Artikel und das hammer Wal-Video!

  • #1

    Carmelita (Mittwoch, 13 September 2023 16:47)

    ���� ich wott wieder zrugg!! Schöne und spannende Artikel…. und die Bilder. �