Südafrika - Ein Paradies mit Strommangel


Nach unserer zweiwöchigen Rundreise durch Namibia betraten wir am 8. November südafrikanischen Boden. Unsere Zeit in Südafrika lässt sich in drei Kapitel unterteilen, wobei alle in der "Mutterstadt", wie Kapstadt auch genannt wird, begannen und endeten. Die Start wird so gennannt, weil sie eine entscheidende Rolle sowohl im Kolonialismus als auch in der Apartheid spielte. Wir haben dort viel Zeit verbracht, und ich versichere euch, die Stadt ist herrlich. Wie Ihr auf dem Foto sehen könnt, ist Kapstadt um eine Gruppe von Bergen herum gebaut. Ihr Zentrum, "City Bowl" genannt, ist von Devil‘s Peak (Teufelsspitze), dem Table Mountain (Tafelberg) und dem Lion’s Head (Löwenkopf) umgeben. Obwohl es sich um eine ziemlich grosse Ortschaft handelt, ist man immer in der Nähe der Natur, sei es der Nationalpark, der diese Erhebungen verbindet, oder die Uferpromenade.

Kapstadt mit den drei Hausbergen: Devil's Peak/Teufelsspitze (1), Table Mountain/Tafelberg (2) and Lion's Head/Löwenkopf (3)
Kapstadt mit den drei Hausbergen: Devil's Peak/Teufelsspitze (1), Table Mountain/Tafelberg (2) and Lion's Head/Löwenkopf (3)

Südafrika ist ein Eldorado für Outdoor- und Naturaktivitäten, und wir haben es voll ausgenutzt: Kapitel 1 war eine zweiwöchige Gleitschirmreise; während ich die Region Western Cape aus der Luft entdeckte, erkundete Michelle Kapstadt auf eigene Faust. Kapitel 2 handelte davon, das Land jenseits der Mutterstadt zu entdecken; wir mieteten einen niedlichen kleinen Hyundai und machten uns auf den Weg von Kapstadt nach Johannesburg. Eine Reise, die es uns ermöglichte, verschiedene Sehenswürdigkeiten des Landes zu erkunden. Kapitel 3 handelte davon, Kapstadt und Umgebung alleine zu erkunden, während Michelle kurz in die Schweiz reiste und anschliessend auf dem Weg nach Indien zu ihrem Yoga-Retreat war. Diese letzten zwei Wochen gaben mir auch reichlich Zeit, über unsere Erfahrungen in Südafrika und über das Land nachzudenken. Nun aber von Anfang an.

Es ist ein Braai, kein Barbecue.

Ich habe mich vor drei Jahren für eine Gleitschirmreise nach Südafrika angemeldet, aber COVID-19 hat dieses Vorhaben zunichte gemacht. Als ich erfuhr, dass ich in Südafrika sein würde, wenn Paraworld.ch diese Reise veranstaltet, konnte ich nicht widerstehen, mich anzumelden. Wir waren etwa 15 Pilotinnen und Piloten und erkundeten die verschiedenen Fluggebiete und Orte des Western Cape. Birdmen Paragliding, das Partnerunternehmen von Paraworld.ch in Südafrika, besitzt je ein Gästehaus in Kapstadt und Sedgefield (einer kleinen Stadt an der Garden Route). Entsprechend konnten wir flexibel dort verweilen, wo die besten Bedingungen herrschten.

 

Für diese Reise musste ich mich auch auf neue Abläufe einstellen: Jeden Tag standen wir zwischen 5:30 Uhr und 7:30 Uhr auf, frühstückten, kauften Snacks (einschliesslich Biltong, typisches südafrikanisches Trockenfleisch), jagten tagsüber Thermik und Aufwinde und liessen unsere Abende mit einem traditionellen Braai oder einem Restaurantbesuch ausklingen. Intensiv und sehr kurzweilig. Auf dem Foto seht Ihr solch ein Braai - man darf es übrigens nicht Barbecue nennen; das wäre eine schwere Beleidigung für jeden Südafrikaner. Wie Barry, unser lokaler Gleitschirm-Guide und Braai-Chef, erklärte: Ein Braai ist ein Ritual der Leidenschaft; es dauert eine Weile, bis die Glut bereit ist, und im Gegensatz zu einem Barbecue würde man nur Kohle oder Holz, aber niemals Gas verwenden. Das Ergebnis war super lecker, und ich hatte nach der Zeit im Land sicherlich genug Fleisch gehabt.

Ein typischer Braai
Ein typischer Braai

Die Gleitschirmreise war herausragend; wir hatten eine grossartige Stimmung in der Gruppe, viele Flugtage, spektakuläre Aussichten und leckeres Essen. Es wäre eine 5-Sterne-Empfehlung auf Google wegen der makellosen Organisation durch GiaGia (Paraworld.ch), Barry und Candice (beide Birdmen Paragliding). Nach zwei Wochen Trudeln in der Luft war es Zeit für Kapitel 2.

Wer braucht einen Toyota Hilux?

Ihr erinnert euch vielleicht daran, dass wir in Namibia ein Biest von einem Auto namens Toyota Hilux hatten. Da die Strassen in Südafrika grösstenteils asphaltiert sind, konnten wir mit einem kompakten Hyundai i20 von Kapstadt nach Johannesburg fahren. Okay, manchmal hätten wir uns über einen Geländewagen gefreut, aber dazu später mehr. Es dauerte nicht lange, bis wir verstanden, dass wir ein Auto brauchen würden, um die Höhepunkte des Landes zu entdecken. Ja, es gibt Minibusse für die Einheimischen und einen Backpacker-Bus für Touristen, aber beide Angebote würden keine Flexibilität erlauben und das Reisen umständlicher machen. Also, auf zu einem weiteren Roadtrip-Abenteuer.


Zum ersten Ziel waren es nur 45 Minuten Fahrt von Kapstadt aus. Die Gegend um Stellenbosch, Paarl und Franschhoek wird als Winelands bezeichnet und bietet Hunderte von Weinbergen, von denen die meisten schöne Anwesen besitzen und einige davon Weine auf Weltklasse-Niveau produzieren. Degustationen sind da die Hauptaktivität, also entschieden sich Michelle und ich, das in drei verschiedenen „Formaten“ zu tun. Auf der ersten Tour erkundeten wir die Umgebung von Stellenbosch mit dem E-Bike und besichtigten die Weinberge von Stark-Condé und Rustenberg. Von Hermanus, einer Stadt an der Küste, erkundeten wir das Tal Hemel-en-Aarde mit einem Safari-Fahrzeug-Hop-on/Hop-off-Service. Ihr liegt richtig, wenn Ihr denkt, dass man Hemel-en-Aarde auf Deutsch in Himmel und Erde übersetzt. Eine der elf Amtssprachen in Südafrika ist Afrikaans; es ist ein niederländischer Dialekt, und seine Wurzeln gehen auf die niederländischen Siedler zurück. Unsere dritte weinbezogene Entdeckung war die herrliche Landschaft von Franschhoek, mit ihren vielen aussergewöhnlichen Anwesen, die wir mit dem Tram (ebenfalls ein Hop-on/Hop-off-Service, der 30 Weinproduzenten verbindet) erkundeten. Am meisten mochten wir die roten Säfte, die mit der lokalen Rebsorte „Pinotage“ produziert werden, aber es ging nicht nur um Weindegustationen. Die meisten Anwesen haben eine beeindruckende Architektur und dazu Gourmetköche, also ein Paradies für alle Sinne.

Zeit, eine Bucket List zusammenzustellen

Die nächste Region in unserem Programm war die Garden Route entlang der südlichen Küste. Wir übernachteten zuerst in der gemütlichen Küstenstadt Wilderness. Die Garden Route verdient ihren Namen; es ist eine wunderschöne Küste mit herrlichen Stränden und üppigen, grünen Wäldern direkt dahinter. Bevor es weiter in Richtung Osten nach Plettenberg Bay ging, machten wir einen kurzen Abstecher nach Norden in die halbwüstenartige Stadt Prince Albert. Auf dem Weg dorthin besuchten wir eine Straussenfarm, erkundeten die Cango-Höhlen und bezwangen den Swartberg-Pass (wo wir uns einen Allradantrieb gewünscht hätten). Prince Albert ist eines der ältesten Dörfer des Landes; ihre Wurzeln reichen bis ins Jahr 1762 zurück. Das Wetter war ein wenig zu windig und nass für die Wanderungen, die wir geplant hatten, aber schön erhaltene Architektur und ausgezeichnete Restaurants machten es zu einem fantastischen Ort für ein paar Nächte. Inspiriert von einem Podcast, den wir gehört haben, haben wir auch begonnen, an einer Bucket List zu arbeiten. Für diejenigen, die nicht wissen, was eine Bucket List ist: Es ist eine Liste, die alle Dinge enthält, welche man vor dem eigenen Tod gemacht haben möchte. Der Begriff kommt vom englischen Sprichwort “kick the bucket“, was man mit unserem Sprichwort “ins Gras beissen“ oder “den Löffel abgeben“ vergleichen kann. Solch eine Liste kann einfachere Dinge wie “Die Nordlichter sehen“ oder ernstere Vorhaben wie “Zu allen SAC-Hütten wandern“ enthalten, um euch zwei Beispiele meiner Bucket List zu geben.

 

Genug vom Träumen; lasst uns mit dem Roadtrip fortfahren: Der Weg “zurück“ zur Garden Route und zur Stadt Plettenberg Bay war eine weitere malerische Fahrt; wir fuhren durch den Meiringspoort-Pass, machten einen kurzen Stopp, um Fotos von einem atemberaubenden Wasserfall zu machen, und verguckten uns in die schluchtenartige Landschaft. Ein paar Stunden später zogen wir in unser Airbnb in Plett ein. Während unseres 5-tägigen Aufenthalts gingen wir auf eine Runde Canyoning, genossen den Strand, machten eine Katamaranfahrt, besuchten ein Elefantenschutzgebiet und wanderten im Robberg Nature Reserve.


Zeit, die Bucket List abzuarbeiten

Bevor es nach Norden in eine andere halbwüstenartige Stadt namens Graaff-Reinet ging, war es Zeit, an meiner Bucket List zu arbeiten. Die Bloukrans-Brücke, die das Western und das Eastern Cape verbindet, ist ein prächtiger Aussichtspunkt über den Tsitsikamma-Nationalpark und beherbergt den viertgrössten Bungee-Sprung der Welt. Wie einige von euch wissen, habe ich eine Vereinbarung mit meinem Freund Sascha, die zehn höchsten Bungee-Sprünge der Welt zu machen. Es ist also definitiv ein Punkt auf meiner Bucket List, an dem ich auch ohne Sascha weiterarbeiten musste. Schaut euch das Video an, um diese adrenalinreiche Aktivität mitzuerleben.

 


Dass die südafrikanische Urlaubssaison schliesslich begonnen hatte, wurde auf der Strasse nach Graaff-Reinet deutlich. Auf dem Weg nach Norden ging der Grossteil des Verkehrs nach Süden an die Küste. Das ist ein bekanntes Phänomen, da die meisten Menschen, die in der Geschäftsstadt Johannesburg leben, ihre Jahresendferien lieber in der malerischeren Gegend des Western und Eastern Cape verbringen. Wir konnten deshalb nur zwei Nächte in Graaff-Reinet bleiben, da die Stadt ausgebucht war. Wir haben das Beste aus diesem einen Tag gemacht; machten eine kleine Safari-Fahrt mit unserem Hyundai im Camdeboo-Nationalpark und genossen beim Picknick einen paranormalen Sonnenuntergang über dem Valley of Desolation.

Sonnenuntergang über dem Valley of Desolation
Sonnenuntergang über dem Valley of Desolation

Slalomfahrem wie Tomba La Bomba

Nach Graaff-Reinet wurde es Zeit für unsere längste Fahrt; wir mussten ein privates Wildreservat namens Moolmanshoek nördlich der Grenze von Südafrika und Lesotho erreichen. 635 Kilometer bedeuteten 7 Stunden Fahrt, aber wir waren uns nicht bewusst, dass die letzten 150 Kilometer mit Schlaglöchern übersät sein würden (einige davon so gross, dass meine 3-jährige Nichte sich darin verstecken könnte). Tatsächlich wäre hier der Toyota Hilux, den wir in Namibia hatten, perfekt gewesen. Die letzten 150 Kilometer dauerten drei Stunden, aber ich muss zugeben, dass ich die gut befahrbaren Abschnitte bekommen habe, während Michelle die herausfordernden erhielt. Es fühlte sich an, als würde man wie Tomba La Bomba Slalom fahren, und wir waren wahnsinnig glücklich, als wir um 20:30 Uhr Moolmanshoek ankamen.

Durch Zufall stiessen wir bei Google Maps auf Moolmanshoek, das für seine Pferde bekannt ist. Die Gegend ist von Bergen umgeben und umfasst 3300 Hektar Land für Pferde und eine Vielzahl von Wildtieren, darunter Oryx, Bergzebras, Serval-Katzen usw. Wir verbrachten dort 5 Tage mit Reiten, Trailrunning, Wandern und genossen die köstlichen Mahlzeiten des Spitzenkochs. 

 

Das Gefühl inmitten von Bergzebras und allerlei Antilopen durchs Wildreservat zu laufen, kann man nicht adäquat beschreiben. Jedoch kommt die Beschreibung des Besitzers ziemlich nahe: Ein Mini-Serengeti-Erlebnis im Herzen von Südafrika. Schaut euch das Video an, um einen Eindruck zu erhalten.


Schweren Herzens verliessen wir Moolmanshoek, um nach einer dreistündigen Fahrt unsere Weihnachtsunterkunft zu erreichen: Die Montusi Mountain Lodge. Es ist ein weiteres Juwel eines privaten Reservats; das Resort liegt in den Drakensbergen, einem Gebirgszug entlang der östlichen Grenze von Lesotho und Südafrika. Das Wetter spielte uns nicht in die Karten, aber am zweiten Tag machten wir eine tolle Wanderung zum imposanten Amphitheater im Royal Natal National Park. Wir standen relativ spät auf und als wir unseren Plan mit den Parkrangern besprachen, warnten sie uns, dass wir möglicherweise zu spät dran sein könnten und es wegen aufziehenden Gewittern riskant wäre. Als Schweizer versicherte ich ihnen, dass wir uns im Wandergeschäft auskennen... und wie man es erraten könnte, begann es zu regnen und zu hageln, sobald wir bei der Schlucht ankamen. Es war eine nasse Wanderung zurück, aber der Schweiss hatte sich gelohnt.

 

Nach weiteren fünf Nächten und gesättigt vom Lodge-Leben fuhren wir nach Johannesburg, die grösste Metropole und das Wirtschaftszentrum von Südafrika, im Volksmund auch Joburg oder Jozy genannt. Wie von den meisten Einheimischen und Reisenden prophezeit, würden wir von Jozy nicht besonders beeindruckt sein. Mit einer Perle wie Kapstadt zu konkurrieren ist schwierig, aber in Joburg gibt es wirklich wenig zu tun. Sowohl das Apartheid-Museum als auch die Wiege der Menschheit, die beiden bekanntesten Attraktionen, waren aufgrund der Feiertagssaison geschlossen. Daher gingen wir ins Kino, shoppten und besuchten die verbleibende Hauptattraktion, das Constitutional Hill Museum. Es ist ein Gefängnis aus der Zeit der Apartheid, das in ein Museum umgewandelt wurde, und auf dessen Gelände das Verfassungsgericht errichtet wurde. Ein wirklich beeindruckender Ort. Nach der Rückgabe des Autos war es auch an der Zeit, mich von Michelle zu verabschieden. Sie macht von Mitte Januar bis Mitte Februar ein Yoga Teacher Training in Goa und besuchte vorher noch kurz ihre Familie in der Schweiz. Bevor das Jahr 2023 endete, flog ich zurück nach Kapstadt, um Kapitel 3 unserer Zeit in Südafrika zu eröffnen.

Dabei für ein Schwumm?
Dabei für ein Schwumm?

Rückkehr in die Mutterstadt

Nach Jozy hatte ich ein dringendes Bedürfnis zu wandern. Gleichzeitig tickte die Uhr für Silvester, und zum Glück mochten einige Leute aus unserem Hostel die Idee, auf den Signal Hill zu "wandern", um das Feuerwerk zu sehen. Der Signal Hill ist der vierte "Hausberg" von Kapstadt, er liegt 350 Meter über dem Meeresspiegel und erhielt seinen Namen wegen des täglich um 13:00 Uhr abgefeuerten Signalschusses (damit Schiffe ihre Schiffschronometer synchronisieren konnten). In den folgenden Tagen wanderte ich auf den Devil's Peak und noch einmal auf den Lion's Head, machte einen malerischen Roadtrip mit zwei neuen Freunden aus Österreich, hatte mein Debüt auf einem Hop-on/Hop-off-Sightseeing-Bus, besuchte die botanischen Gärten von Kirstenbosch und besichtigte sowohl Robben Island als auch das District Six Museum.

Feuerwerk über der V&A Waterfront - nach einer kurzen "Wanderung" genossen wir eine geniale Aussicht.
Feuerwerk über der V&A Waterfront - nach einer kurzen "Wanderung" genossen wir eine geniale Aussicht.

Reflexion und brennende Fragen zu Südafrika

Da ich in Kapstadt viel Zeit hatte, konnte ich ausgiebig über unsere 67 Tage in Südafrika nachdenken. Interessanterweise stellten mir Freunde aus der Schweiz und dem Ausland immer die gleichen brennenden Fragen. Nachfolgend teile ich mit euch meine Antworten bzw. Gedanken. Ich bin natürlich kein Experte, aber sie können helfen, das Land besser zu verstehen und Bedenken hinsichtlich einer Reise nach Südafrika zu beseitigen:

  • Was ist von der Apartheid geblieben?
    Für diejenigen, die nie was von Apartheid gehört haben: Apartheid war eine systematische und institutionelle Rassentrennung und Diskriminierung, die in Südafrika stattfand und ihre Hochphase zwischen dem Ende des Zweiten Weltkriegs und Anfang der 1990er Jahre hatte. Umgesetzt von der Regierung der Nationalen Partei, war es nichts weniger als eine Unterdrückung der weissen Minderheit über den Rest der Bevölkerung. Es gab über 140 Gesetze, die die strikte Trennung der Rassen in verschiedenen Lebensbereichen definierten, zum Beispiel Wohngebiete, Bildung, Gesundheitsversorgung, etc. Nicht-weisse Menschen wurden systematisch unterdrückt, ihnen wurden grundlegende Rechte verweigert, und es gab Einschränkungen in Bezug auf Bewegung und Berufschancen. Dieses System löste weit verbreitete inländische Proteste und Opposition als auch internationale Sanktionen aus. Schliesslich wurde das System Anfang der 1990er Jahre abgeschafft, und 1994 wurde Nelson Mandela, der Führer der Partei African National Congress (ANC), zum ersten schwarzen Staatsoberhaupt gewählt. Mandela strebte an, eine vereinte und harmonische Nation durch einen friedlichen Übergang zur Demokratie aufzubauen.

    Obwohl seitdem 30 Jahre vergangen sind, ist das Erbe der Apartheid immer noch spürbar. Der friedliche Übergang hat die schwere wirtschaftliche Ungleichheit, die über Jahrzehnte entstanden ist, nicht verändert. Es gibt immer noch massive Unterschiede bei Einkommen, Bildungszugang und Arbeitsmöglichkeiten, was zu sozialer Unruhe und Unzufriedenheit führt. Hohe Arbeitslosenraten führen auch zu sozialer Instabilität und hoher Kriminalität. Um zu verstehen, warum das Erbe der Apartheid nicht so schnell verschwinden wird, kann ich die kurze Vox-Dokumentation Why South Africa is still so segregated empfehlen.

    Viele Menschen machen die Regierung der ANC für den aktuellen mittelmässigen Zustand des Landes verantwortlich und argumentieren, dass einer der Hauptgründe massive Korruption von prominenten Mitgliedern, Regierungsbeamten und staatlichen Unternehmen sei, sowie das Versagen der Partei, wesentliche Dienstleistungen wie Sicherheit, Bildung und Gesundheitsversorgung für ihre Bürger zu erbringen.

    Wie Ihr sehen könnt, sind die Dinge in diesem fantastischen Land kompliziert. Obwohl es schwierig ist zu sagen, wie Südafrika aus der jüngsten negativen Abwärtsspirale herauskommen kann, hoffe ich, dass die Wirtschaft ihren Weg zurück zu einem nachhaltigen Wachstum findet, bei dem die gesamte Bevölkerung profitiert und die Armutsraten gesenkt werden können.

  • Gibt es immer noch regelmässige Stromausfälle?
    Ja, definitiv. Ich war verwirrt, als ich zum ersten Mal von "Load Shedding" hörte. Es handelt sich um eine euphemistische Beschreibung von geplanten Stromausfällen. Das staatliche Elektrizitätsunternehmen Eskom hat eine Mischung aus finanziellen, betrieblichen und organistorischen Problemen, die konsolidiert zu Versorgungsengpässen führen. Um diese zu bewältigen, haben sie "Load Shedding" bzw. auf Deutsch "geplante Stromunterbrüche" eingeführt. Also jedes Mal, wenn wir die Aktivitäten für den nächsten Tag planten, überprüften wir die ESP-App, um zu sehen, wann wir nicht kochen oder Wäsche waschen konnten. Load Shedding ist Gift für die gesamte Wirtschaft. Es gibt ein faszinierendes Buch mit dem Titel Truth to Power von André de Ruyter, dem ehemaligen CEO von Eskom, in dem er die Ursachen und das, was im Inneren dieses 40’000 Mitarbeiter grossen Unternehmens schief geht, erklärt. Kurz zusammengefasst, das Hauptproblem ist gravierende Korruption innerhalb und ausserhalb des Unternehmens. Wenn man den Argumenten des Buches folgt, wird Load Shedding nicht allzu bald verschwinden.

  • Ist es sicher, in Südafrika zu reisen?
    Wie oben angedeutet, haben verschiedene Faktoren zu einer relativ hohen Kriminalität in Südafrika geführt. Wenn man die grundlegenden Tipps und Empfehlungen der Einheimischen befolgt, sollte man sicher sein. Dazu gehört das Vermeiden von Gebieten, die als gefährlich gelten, das Benutzen von Taxis, wenn es dunkel ist, und die Auswahl der richtigen Unterkünfte. Die meisten Hotels und Pensionen verfügen über elektrische Zäune und andere Sicherheitseinrichtungen.

  • Ist Südafrika ein Besuch wert?
    ABSOLUT AUF JEDEN FALL JA. In der Tat haben die oben genannten Bedenken in den letzten Jahren zu einem schwindenden Bild des Landes geführt. Wie Ihr hoffentlich aus dem Reisebericht und den Fotos entnehmen konntet, ist Südafrika ein atemberaubendes Land, wo es viel zu entdecken und zu erleben gibt. Vor allem ist es voller freundlicher und spannender Menschen, also sollte man Südafrika unbedingt einmal im Leben besucht haben.

So, wenn Ihr es bis hierhin geschafft habt: Herzlichen Glückwunsch und vielen Dank, dass Ihr wieder reingeschaut habt. Was steht auf eurer Bucket List? Oder habt Ihr Ideen für meine Liste? Dann ungeniert ins Gästebuch schreiben!

 

Jetzt geht es weiter nach La Reunion! Bis bald und passt auf euch auf!

 

Chris


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Kommentare: 4
  • #4

    Dominik (Donnerstag, 01 Februar 2024 20:48)

    Sehr informativ Chris und einmal mehr tolle Bilder, da bekommt man Lust grad in den nächsten Flieger zu steigen. Hoffe du geniesst die Zeit in La Reunion - wandern? Wie sieht deine/eure Weiterreise danach aus? Wir sind unterdessen in French Polynesia angekommen und geniessen (wieder) das gemütliche Insel-Paradies-Leben für die nächsten 3 Wochen…

  • #3

    Edith (Donnerstag, 25 Januar 2024 13:00)

    Hat wieder grossen Spass gemacht, deinen Bericht zu lesen und die wunderschönen Bilder anzuschauen. Auf meiner Bucket List steht unter anderem Bora Bora - und das werde ich anfangs März 'abhaken' können. Weiterhin eine tolle Zeit!

  • #2

    Michèle (Donnerstag, 25 Januar 2024 11:45)

    Einfach ein grosses Dankeschön für die äsen tollen Bericht und die fantastischen Bilder. Bin wieder mal mitgereist. SA ist defintiv ein Land, das auf die Bucket List gehört. Viel Spass in La Réunion�

  • #1

    Silvia keller (Donnerstag, 25 Januar 2024 10:41)

    So schön geniest eure reise weiterhin und noch viele schöne momente liebs grüssli silvia �